Sonntag, 1. Januar 2017

Silvesterblues


Ich hoffe, ihr hattet gestern alle ein schönes Silvester & habt mehr vom Feuerwerk gesehen als wir hier im Süden. Bei uns war es total zugenebelt ...
Wie versprochen heute eine Silvesterabend-Szene (wobei an Neujahr wahrscheinlich eine Neujahresszene besser gepasst hätte). Es geht zwar um das Silvester vor Wenn du vergisst, wenn ihr den ersten Band bisher jedoch noch nicht gelesen habt, dann könnte die Szene euch spoilern.
Viel Spaß beim Lesen>! Was sind euer Vorsätze fürs neue Jahr? Ich habe das mit den Vorsätzen für dieses Jahr aufgegeben, breche die meisten sowieso meist nach zwei oder drei Wochen :D.



„Psst, komm – schnell!“ Du standst genau hinter mir, hast nach meiner Hand gegriffen und mich rückwärts aus der Küche gezogen.
Wo warst du die ganze Zeit?, wollte ich fragen, doch ich schluckte die Worte runter.
Jetzt warst du da und das war das einzige, was zählte. Mein Herz schlug schneller, ich spürte das Lachen bis in meinen Bauch hinein, die Wärme deiner Finger an meiner Hand und durch nichts auf der Welt hätte ich diesen Augenblick mit einer blöden Frage aufs Spiel gesetzt.
Du bist genau im richtigen Moment gekommen. Wie immer. Keine Sekunde länger hätte ich Finn noch ertragen, wie er neben Lara an der Balkontür lehnte und sich viel zu nah zu ihr hinbeugte. Oder die Musik, die Vincent auflegte. Es war mindestens das vierte schnulzige Liebeslied in Folge. Kichernd bin ich dir ins Treppenhaus gefolgt, bis runter in den Vorgarten.
„Warte – in zwei Minuten ist es soweit!“ Deine Hand ließ meine los und aus dem Schatten der Fahrradständer hast du zwei volle Plastikbecher gezaubert. „Voilà!“
„Maya, du bist total durchgeknallt!“ Ich nahm einen Becher und stieß mit dir an.
„Ich weiß.“
Im Licht der Straßenlaterne sah ich dein Lächeln und mir wurde total warm, obwohl es hier unten um die Null Grad hatte und meine Jacke natürlich noch oben in der Wohnung lag.
„Und? Hast du einen Vorsatz für Silvester?“
Ich zog die Schultern hoch. „Du?“
Deine Hand schloss sich wieder um meine. Du hast dich ganz nah zu mir gebeugt. „Ich will mich verlieben, so ganz, so, dass mir die Worte wegbleiben, wenn ich ihn sehe, und ich ihm seitenlange Liebesbriefe schreibe, die ich nie abschicke, weil ich nicht weiß wie ich es ihm jemals sagen soll. Aber er versteht mich auch ohne Worte, deshalb werden wir uns trotzdem küssen, weil es sich anfühlen wird als wäre es das einzig richtige auf der Welt. Und wir werden uns fragen, wie wir es so lange geschafft haben ohne den anderen zu leben …“
Meine Wangen wurden heiß, ich klammerte mich an deine Hand, als könnte das deinen Wunsch ungehört machen. „Du hast doch Max!“, stieß ich hervor.
„Max ...“ Dein Griff lockerte sich, und dein Blick wanderte zu den Steinplatten zwischen unseren Füßen.
In deiner Stimme glaubte ich die gleiche Traurigkeit zu hören, die sich mir in den Hals brannte und das Atmen fast unmöglich machte.
„Ich mag ihn. Wirklich! Er ist ein total süßer Kerl und ich glaube, er würde alles für mich tun. Ich für ihn auch, aber … wusstest du, dass er sich in Mannheim beworben hat, als er gehört hat, dass wir nach Heidelberg ziehen?“ Du hast mich angesehen.
Ernst. Die Unterlippe eingesaugt. Ich habe nur den Kopf geschüttelt und kein Wort herausgebracht.
„Ich hoffe sie nehmen ihn nicht …“ Ganz leise kam dieser Satz über deine Lippen.
In dem Moment flog die Haustür hinter uns auf.
„Ach da seid ihr! Wir haben euch überall gesucht!“ Max.
Ich drehte mich um, sah mit ihm Finn, Lara, Vincent, Vanessa und Kati aus dem Haus kommen. Kati, Vincent und Finn hielten Feuerwerkskörper und leere Flaschen in den Händen.
Max lief sofort auf dich zu, nahm dich in den Arm, schaute zu mir und stutzte. „Stör ich?“
Er muss meinen Blick falsch gedeutet haben.
Ich schüttelte den Kopf, legte ein Lächeln über die Traurigkeit und drückte ihn meinen noch fast vollen Becher in die Hand. „Nein – wie könntest du?“
Er nahm den Becher und unter anderen Umständen hätte ich sicher gelacht über das Fragezeichen in seinem Gesicht. Doch jetzt drehte ich mich einfach nur weg und lief an den anderen vorbei zurück zum Haus.
„Zoe!“ Du.
Ich blieb stehen. „Ja?“
„Du hast mir deinen Vorsatz noch nicht verraten!“
„Nichts“, antwortete ich und sah dich an.
Deine hochgezogenen Augenbrauen. Deinen Mund, der sich langsam öffnete. Du kamst nicht dazu etwas zu sagen. Vorne auf der Straße schrien und jubelten irgendwelche Leute und unter lautem Geknalle schossen Feuerwerkskörper in die Höhe.
„Ein gutes, neues Jahr!“, brüllte jemand neben mir.
Ich glaube, es war Kati. Sie nahm mich in den Arm, lachte. Alle nahmen wir uns in die Arme. Ich habe es mehr durch einen Nebel mitbekommen. Nicht einmal Finns kurze Umarmung hat irgendwelches Herzklopfen ausgelöst. Die ganze Zeit konnte ich immer nur dich ansehen. Max drückte dir einen endlos langen Kuss auf die Lippen. Deine Arme lagen um seinen Hals, den halbvollen Becher hieltst du immer noch in der Hand. Deine Augen waren geschlossen. Das perfekte Paar. Ihr ward immer schon unser perfektes Paar.
Wenn man jemand anderen seinen geheimen Wunsch verrät geht er nicht mehr in Erfüllung. Oder?
Mir war kalt und von irgendwo in mir drin fing ich an zu zittern. Ich hätte nicht ohne Jacken nach unten gehen sollen.
(Zoe)

Ich wünsche euch ein buntes 2017 mit einer Menge schönen Momenten!

Viele Grüße & bis nächste Woche,

Kryps

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