Samstag, 26. September 2009

Auf den Feldern I - der Vorhang fällt zum Ende des ersten Aktes


Bernd schlenderte mit gesenkten Kopf weiter von der Straße weg in Richtung der Felder. Bei schlechtem Wind konnte man von hier schon die Hunde aus dem Tierheim kläffen hören. Ihm kamen dann immer Bilder in den Sinn von erbärmlich dürren Kreaturen, die mit zurückgeworfenen Kopf ihr Klagelied anstimmten. Heute stand der Wind günstig, alles blieb still. Zum Glück. Sein Handy hatte er eben wieder in die Tasche gesteckt. Er war gespannt, wie Lasse auf die Nachricht reagieren würde. Ein stilles Lächeln huschte bei diesem Gedanken über sein Gesicht. Es gab einen leisen Summton von sich. Er sah auf die Uhr. Na bitte, Lasse hatte sich selbst übertroffen eine Antwort innerhalb von vier Minuten. Unglaublich wieso der Kerl sonst so gut wie nie antwortete. Er zögerte einen Augenblick, bevor er in seine Tasche griff.

Das Stupsen einer feuchten Schnauze an seiner Wange lenkte ihn einen Augenblick ab.
„Ja, ja, ist ja schon gut, Du bist ja gleich dran...“, mit seiner Hand griff er zu dem flauschigen Wesen, was es sich auf seiner Schulter bequem gemacht hatte.
Das Tier drückte seinen schlanken Körper gegen gegen die Handfläche. Es war in etwa so groß wie eine Katze, nur von den Proportionen her länger und schlanker. Er warf einen prüfenden Blick die dunkle Straße entlang, bevor er mit einem leisen Klicken die Leine löste. Wie auf ein stilles Kommando hin setzte das Frettchen sich in Bewegung. Mit schnellen, kurzen Sprüngen rutschte es von Bernds Schulter zu Boden. Wenige Augenblicke später war es in der Dunkelheit verschwunden. Nur ein Rascheln im Feld lies ahnen, wo es sich befand.
Bernd warf einen prüfenden Blick auf das Display seines Handys. Na Lasse, wie fühlt es sich an wenn die Herzensdame mit dem Schwarzfahrer anbandelt?
Ein Schrei gefolgt von einem hellen Gekläffe unterbrach ihn. Der älterer Herr stand wie angewurzelt am Rand des Weges und starrte mit aufgerissenen Augen zu seinen Füßen. Bernd folgte dem Blick. Zwei Fuß breit vor dem Mann sprang ein Dackel bellend hin und her und zerrte an einer dünnen Leine, die ihn untrennbar mit seinem Herren verband. Direkt vor dem Hund, wenige Zentimeter aus dessen Reichweite stand das Frettchen, den Schwanz buschig aufgestellt die Zähne bleckend.
„Was, was ist das?“, der lange Schnauzer des Herren zitterte bei jedem Wort.
Bernd musste sich bei diesem Anblick ein Grinsen verkneifen. Er stieß einen leisen Pfiff zwischen seinen Zähnen aus. Einen Moment lang geschah nichts. Dann entspannte sich der Körper des Frettchens. Ohne den Hund aus den Augen zu lassen bewegte es sich ganz langsam auf Bernd zu. Ein kurzes Schnippen mit den Fingern und wenige Augenblicke später saß es auf seiner Schulter, als wäre nichts gewesen. Je weiter das Frettchen sich entfernte, umso mehr zerrte der Dackel an seiner Leine. Er spürte wie sich der Körper des Frettchens wieder anspannte. Es fauchte von seiner Schulter aus. Mit einer routinierten Bewegung lies er die Leine wieder im Gestell des Tieres einrasten.
„Ganz ruhig, Fritz, ist doch bloß ein kleiner Hund...“, er raunte es leise zu dem Tier hin, vermied dabei aber es zu berühren.
Seufzend steckte er sein Handy unangesehen wieder in die Tasche und wandte sich dem Herrn mit dem lustigen Schnauzer zu.

1 Kommentar:

  1. Sodele,
    kurzes Update an einem ungewöhnlichen Tag - ist ja nicht Donnerstag, aber bin ja in letzte Zeit ohnehin nicht so zuverlässig.
    Wird für unbestimmte Zeit der letzte Beitrag des literarischen Staffellaufes sein. Ich denke es ist langsam an der Zeit mal wieder was Neues zu machen :). Laßt euch überraschen, meine lieben, ungezählten, treuen Leser :P.
    Grüße

    AntwortenLöschen